Spätburgunder »vom Kalk«
Das sagt der Falstaff
Dem 29-jährigen Johannes Jülg ist im vorderen Teil dieses Buchs ein Porträt in der Rubrik »Talenteschuppen« gewidmet. Was Jülg junior gemeinsam mit Vater Werner auf Flasche (Jülg Spätburgunder vom Kalk trocken, Anm. K&M) zieht, überzeugte unsere Jury vollauf. Dabei ist es nur wenig erstaunlich, dass am südlichen Ende der Weinstraße exzellente Spätburgunder in der Liste stehen. Dass aus Schweigen-Rechtenbach jedoch ein Chardonnay mit so viel Verve und mineralischem Pfiff kommen kann, das bringt im Südpfälzer Weinwunder eine neue Saite zum Klingen. Mit zum Betrieb gehört die Weinstube Jülg mit eigener Schlachtung.
Die junge Generation überzeugt
Besonders erfreulich zu sehen, dass bei Betrieben, die peu a peu von der nachwachsenden Generation übernommen werden, besonders überzeugende Weine angestellt werden. Ein klares Zeichen, das die Ausbildung immer besser wird und die Individualität der Weine besonders im Fokus steht. Ganz vorne zu finden sind die Weine von Johannes Jülg aus Schweigen-Rechtenbach nahe der französischen Grenze. Seit 2010 ist er zusammen mit Vater Werner federführend. Die Weine sind seither knackig frisch und präzise. Der Holzeinsatz ist dabei immer nur Mittel zum Zweck.
Jülg Spätburgunder vom Kalk trocken
Junior Johannes Jülg ist nach den Lehrstationen bei Keller, Emrich-Schönleber, Stodden und Clemens Busch nun voll im Betrieb integriert und versucht an der Seite von Vater Werner, einen konsequent terroirgeprägten Stil umzusetzen – auch mit Hilfe künftiger ökologischer Arbeitsweise. Man möchte weg von langweiliger Primärfruchtigkeit und hin zu mehr Subtilität und Tiefe. Dieser unfiltrierte Jülg Spätburgunder Kalkmergel trocken bietet unverschämt viel Wein für kleines Geld. Da muss man im Burgund lange für suchen, eine solche Qualität im Einstiegsbereich zu bekommen. So sollte Spätburgunder immer sein.
Vinifikation
Der Wein stammt von über 30 Jahre alten Rebstöcken, die zu 20% in Deutschland und 80% in Frankreich gepflanzt sind, nur die gesunden und sehr kleinbeerigen Beeren wurden Ende September von Hand gelesen und mit weinbergs- und kellereigenen Hefen spontan vergoren, 14 Tage Maischegärung mit anschließender 18-monatiger Lagerung in Holz (20 % Doppelstück (2400l) und 80 % Barrique (225l), unfiltriert gefüllt.
Memo zur Speise
Zur Brotzeit oder zu Schmorgerichten wie Kalbsbrust, Osso bucco, Boeuf Bourguignon, Coq au vin.
Memo zur Degustation
Großartiger Einstiegspinot vom jungen Johannes Jülg. Wer es schafft, einer so fragilen Rebsorte wie Spätburgunder soviel Geschmack, Finesse und Ausdruck abzuverlangen, ist ein Meister seines Faches. Da hat er wohl bei Kultwinzer Klaus-Peter Keller und der Domaine des Lambrays im Burgund genauestens hingeschaut und perfekt umgesetzt. Und dies ist "nur" der Einstiegwein! Doch schon hier - und das zeichnet die Meister ihres Faches aus - holt Johannes alles an Ausdruck aus der Rebsorte heraus. Dieser Terroirwein aus spät gelesenen, streng selektionierten Trauben spiegelt den würzig-mineralischen Charakter seiner Herkunft vom Kalkmergel ausgeprägt wider. Der Spätburgunder Kalkmergel leuchtet im schönen Rubinrot im Glas. Wunderbar charmante, intensive Noten von Schwarze Johannisbeeren und Kirschen, dazu leichte Nuancen von Holzrauch offenbaren sich in der Nase. Am Gaumen wird der Spätburgunder erst richtig wild. Kräuter, Kräuter, Kräuter, dazu eine wunderbare vibrierende Säure. Im Finale unglaublich lang und elegant.
Memo zum Boden
Löss