Gutedel »V« (Ex-Viviser)
Herkunft
Ziereisen Gutedel V; Hanspeter Ziereisen und seine Frau haben den Familienbetrieb Anfang der 90er Jahre übernommen, mit Tieren, Obst (Zwetschgen, Birnen usw.) und Gemüse (vor allem köstlicher Spargel!) und 2,5 ha Weinbergen in idealer Hanglage, die Trauben wurden damals in die Genossenschaftskellerei gebracht – sie konzentrieren sich auf die Weinproduktion mit Flaschenabfüllung auf dem Weingut und erreichen heute 20 ha! Hanspeter hat nach drei Jahrzehnten, in denen er sein Terroir verstanden hat, seinen Stil gefunden, ohne Moden zu folgen – er ist ein Muss in Baden! Dabei geht er keine Kompromisse ein, seit 2006 wird auf die Qualitätsweinprüfung verzichtet, da die Weine in den Augen der Prüfer zu weit von der Norm abweichen.
Mit dem Jahrgang 2021 änderte sich seitens des Weinguts die Bezeichnung, ab sofort lesen Sie nicht mehr “Viviser”, sondern “V 22“, wobei hier 22 für den Jahrgang steht.
Hanspeter Ziereisens Gutedel “V” ist nach dem “Heugumber” die nächste Stufe auf der Gutedel-Leiter. Viviser ist eine traditionelle alte Bezeichnung für den Gutedel. Sie ist eine der ältesten Kulturrebsorten der Welt und nur noch in wenigen anderen Anbaugebieten zu finden. Er stammt aus dem Schweizer Vevey, die deutsche Bezeichnung ist Vivis, deshalb früher Viviser. Im Wallis wird die weiße Rebsorte aus der Schweiz ausschließlich als Fendant bezeichnet. Die Trauben wachsen auf Jurakalkböden in den Markgräfler Lagen des Weingut Ziereisens.
Make Gutedel great again
so sein Leitspruch auf dem T-Shirt. Was vielleicht wie ein Scherz anmutet, hat aber einen historischen Hintergrund. „Das meiste, was hier erzeugt wird, ist badischer Einheitsbrei.“ Früher war Gutedel etwas ganz Besonderes“, erzählt er und kramt alte Bücher und Prospekte raus. Dort steht, dass auf dem Müllheimer Weinmarkt 1872 der teuerste Wein ein 1802er Gutedel war. „Die haben den Gutedel bis zu einhundert Jahre im Fass liegen lassen“, sagt Ziereisen. Alte Weinkarten beispielsweise aus den Zeppelinluftschiffen belegen, dass der Gutedel ein international hochgeschätzter Wein war, vor Bordeaux, Burgund oder Sauternes. Und genau dahin möchte Hanspeter den Gutedel wieder bringen.
Sein Premium 10hoch4 Gutedel für 125€ jedenfalls hat bei Verkostern schon mal Eindruck hinterlassen. Sein 2015er erreichte die maximal beste Bewertung: 100 von 100 Punkten. Und anstatt das sich die Weinkontrolle über eine solche Bezeichnung freut, verweigert sie dem Winzer die Amtliche Prüfungsnummer. Da die Trauben “spontan vergoren” werden, sehr lange mit der sogenannten “Feinhefe” in Berührung kommen und weder filtriert noch geklärt werden, hielt die Amtliche Prüfstelle seinen Wein für untypisch und erlaubte ihm nicht, ihn als Qualitätswein zu verkaufen. Von da an beschloss Hans-Peter, alle seine Weine unter dem Namen “Deutscher Tafelwein” zu vermarkten, denn schließlich können die Leute selbst beurteilen, ob sie Qualität im Glas haben oder nicht
Das Markgräflerland ist beneidenswert anders. Und es ist begünstigt von den warmen Südwestwinden, die vom Burgund her bestes Wetter bescheren. Dazu erhält es ausreichend Feuchtigkeit vom Atlantik sowie Fallwinde vom nahegelegenen Schwarzwald. Und ein ganzjährig mildes Klima mit Durchschnittstemperaturen um 11 Grad Celsius sorgt für spannungsgeladene Weine.
1991 vinifizierte der gelernte Schreiner HP Ziereisen sein ersten Jahrgang. 2018 nun die Krönung! Das Weingut erhält die Topbewertung 5 Trauben (=Weltklasse). Somit zählt es zum kleinen, elitären Kreis von gerade ein Mal 20 Weingütern in ganz Deutschland. Dies ist ein großartiger Erfolg in so kurzer Zeit. Bei K&M sind die Weine schon seit 2004 im Programm. Und in diesen langen Jahren sind Edeltraut und Hanspeter so geblieben, wie wir sie 2002 in Hamburg kennengelernt haben: geerdet, neugierig, vom Qualitätsbewusstsein getrieben.
Kernkompetenz: Gutedel
«Make Gutedel great again» – mit diesem markanten Slogan auf dem T-Shirt sorgt Hanspeter Ziereisen seit Jahren für Aufsehen bei Messen und Präsentationen. Dass über Gutedel wieder gesprochen wird und es wieder mehr Winzerinnen und Winzer gibt, die sich dieser uralten Rebsorte annehmen, liegt auch an ihm.
Die Rebsorte Gutedel hat über 320 Synonyme, sie wurde schon im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt, erzielte Fabelpreise bei Auktionen, wurde als gereifter Wein bei Versteigerungen verkauft und bei höchsten Anlässen neben Bordeaux und Sauternes gereicht. Es waren vor allem die alten Weine, jene, die 50, 60 oder 70 Jahre im Fass auf der Hefe lagen, die gesucht und teuer waren. Dieser Tradition folgt Hanspeter Ziereisen, seit 2007 legt er immer wieder ganze Fässer (1200 Liter) in einen versiegelten Keller. Diese darf erst die übernächste Generation aufmachen. Nicht jedes Jahr, aber immer wieder mal ein Fass kommt in diesen Keller. Auch in Württemberg, Franken und Sachsen wurde Gutedel spätestens ab dem 18. Jahrhundert angebaut. In Frankreich haben sich an der nördlichen Rhône bis heute einige Gutedel(= Chasselas)-Reben gehalten. Pierre Gonon in Mauves ist ein Bruder im Geiste von Ziereisen. Sein Chasselas ist gesucht und äußerst rar. (Quelle Vinum 01 | 2024)
Vinifizierung Ziereisen Gutedel V
Memo zur Speise
Raclette, Fondue, Spargel, Fisch, Büsumer Kartoffelsuppe, Schnitzel
Memo zur Degustation
Er wurde korbgepresst und in großen 3000 l Eichenfässern auf der Hefe für etwa 20 Monate ausgebaut. Im Glas zeigt sich der Viviser Gutedel mit einem mittleren Zitronengelb. Das rebsortentypisch und von Hanspeter gewünscht verhaltene Bukett zeigt Aromen von Zitrus und Pfirsich, aber auch nussig-rauchigen Duft mit einem Hauch Speck und Brotkruste im Hintergrund. Die Nase ist tief, intensiv, rein, würzig/steinig und erinnert sogar an frisches grünes Olivenöl, aber auch an jodhaltige Noten von zerkleinerten Kalksteinen. Am Gaumen ist er rund, intensiv und elegant, ein salziger, frischer, ernsthaft strukturierter und anhaltender Gutedel mit lebhaftem mineralischem Griff und Spannung und einem erfrischend reinen Abgang.
Und wieder was neues zur Namensgebung der Ziereisen-Weine: "Dank" der Weinkontrollen dürfen die alteingesessenen Namen wie "Tschuppen", "Schulen" etc. nach 24 Jahren nicht mehr verwendet werden.
Memo zum Boden
Jurakalk mit Löß